Wer wird Président?

Wer wird der nächste Président de la République. Vortrag und Diskussion am Corvinianum zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich

Die Fachgruppen Französisch und Politik hatten am Dienstag, 21.2.2017 um 16 Uhr in der Mensa des Corvinianum zu einem Diskussionsnachmittag anlässlich der anstehenden französischen Präsidentschaftswahlen eingeladen.


Hierzu hielt Frau Daniela Kallinich vom Göttinger Institut für Demokratieforschung einen äußerst interessanten und informativen Vortrag vor Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern. Das Thema ihres Vortrags lautete: Die Präsidentschaftswahlen 2017. Der Front National vor dem Durchbruch?


Aus gegebenem Anlass legte Frau Kallinich damit den Schwerpunkt ihres Vortrags auf den Aufstieg des Front National und auf den Wahlkampf der Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen sowie deren Chancen bei den Präsidentschaftswahlen. Zunächst erläuterte die Politikwissenschaftlerin die starke Stellung des französischen Präsidenten in der V. Republik (seit 1958). Dabei stellte sie auch die große Bedeutung der Präsidentschaftswahlen in der Wahrnehmung der französischen Bevölkerung heraus. Bisher habe es hier stets eine „Bipolarisierung“ mit jeweils einem starken Kandidaten der politischen Linken und Rechten gegeben, dies sei nun durch den zu erwartenden Erfolg der Kandidatin Le Pen als Kandidatin der extremen Rechten aufgebrochen. Weiterhin ging Frau Kallinich auf das französische Parteien- und Wahlsystem ein.
Im Folgenden konnte sie darstellen, dass und mit welchen Strategien der Front National unter Marine Le Pen mit dem Projekt einer Normalisierung seiner Stellung im Parteiensystem und damit seiner Etablierung bei einer breiteren Wählerschicht erfolgreich war. Sie gab einen Überblick zur Geschichte der Partei und zeigte, inwiefern es sich um eine klassisch rechtspopulistische Partei handele (hier sei auf der vertikalen Ebene die Elitenkritik, auf der horizontalen Ebene die Abgrenzung von dem „Anderen“ ausschlaggebend). Es wurden auch sozio-ökonomische Zusammenhänge in Bezug auf den Aufstieg der Partei erklärt. Weiterhin verfüge die Partei über traditionelle Wähler mit einem rechtsextremen Weltbild, sowie neue Wähler, die eher durch „sozialchauvinistische“ Themen angesprochen würden. Die Ansprache beider Wählergruppen finde über die auch laut Umfragen wichtigsten Themen Arbeitslosigkeit, soziale Sicherung und Kaufkraft auf der einen, sowie Terrorismus, Sicherheit und Immigration auf der anderen Seite statt. Die Mehrheit der Franzosen teile allerdings nicht die euro- und europakritischen Positionen der Partei.


Schließlich fand eine Einordnung in den auch durch Skandale geprägten Wahlkampf 2017 statt, wobei auch die weiteren Präsidentschaftskandidaten und ihre Erfolgsaussichten vorgestellt wurden. Bei den Umfragen für den ersten Wahlgang liege Le Pen vorne, allerdings werde sie nach derzeitigen Umfragen im zweiten Wahlgang unterliegen. Die Frage sei jetzt auch, ob angesichts der neuen Situation der „pacte républicain“ noch gelte, mit dem die anderen Parteien durch Absprachen bisher eine größere Anzahl von Abgeordneten des FN in der Assemblée Nationale verhindert hätten und der auch in der Stichwahl bei den Präsidentschaftswahlen gegolten habe.


In der an den Vortrag anschließenden Diskussion konnten verschiedene Aspekte des Themas vertieft werden.

Text: Winterhoff, Foto: Gibhardt

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