Wenn der Baufeldt geht

27. Januar 2022. Was für eine Verabschiedung! Es war nicht zu übersehen: Hier geht ein großer Musikpädagoge, einer aus einem kräftigen Team an Musikerzieher:innen der musikalischen Jugendförderung, aber eben auch einer, der in besonderer Weise dazu beigetragen hat, dass in Northeim seit Jahrzehnten eine hervorragende Musikerziehung stattfinden kann.

Nina Benthe hatte extra mit Katharina den Unterricht getauscht, um am Donnerstag um 19 Uhr Christian Baufeldt in die Aula zu locken. Dort warteten bereits (coronabedingt nur) etwa 40 Gäste (mit ordentlich Abstand und Maske) auf den Klavierlehrer: Ehemalige und aktuelle Schüler:innen aller Altersstufen, Eltern, Kolleg:innen.

Organisatorin und Mutter zweier langjähriger Klavierschüler:innen Tine Benthe hatte streng nach Haushalten getrennt eine Sitzordnung erdacht, die so eine Verabschiedung coronakonform ermöglichte und mit den Kolleg:innen und vielen Unterstützern ein tolles Programm zusammengestellt und eine Baufeldt-Community versammelt, die sich so bisher noch gar nicht kannte. "Das war gar nicht einfach, rauszufinden, wer da so alles dazugehört, hat aber total Spaß gemacht. Kerstin Baufeldt hat mir dabei sehr geholfen", konnte man von ihr erfahren. 

Als Christian Baufeldt dann schließlich die Aula betrat, brandete Applaus auf, sichtlich verdutzt und gerührt betrat er die Aula und bewegte sich ganz nach hinten. "Das ist ja wie im Traum", meinte er. Dank Moderator Nico Benthe, fand er schließlich seinen Platz neben seiner Frau Kerstin - ebenfalls heimlich angereist - in der ersten Reihe.

Unmittelbar vor dem großen Aulaflügel saßen die beiden, eben dem Flügel, auf dem nun die jungen Schüler:innen Jonah und Mary erste Stücke spielten. Es folgte ein Stück mit Ex-Schüler Justus. Anschließend gab es eine Schätzaufgabe, etwas das langjährige Schüler:innen von Christian Baufeldt kennen. Später durfte er auch noch Ü-Eier aus dem Ärmel zaubern, die an die anwesenden Kinder verteilt wurden.

Es gab weitere Darbietungen von Carolin, Viktoria, Moritz, Rabea, Simon, Nico, Nina und Joshua, mal melodisch, mal rasant. Von Christian Baufeldt gab es für diese schönen Früchte seiner Arbeit jeweils einen kurzen Blickkontakt und einen Daumen hoch. Die Kolleg:innen Carsten Armbrecht, Sabine Harborth-Constien und Thomas Constien hatten eigens einen "Christian-Blues" getextet: "Wenn der Baufeldt geht, wird es ganz schon trist bei uns", stellte Thomas Constien in echter Bluesmanier fest und: "Es gibt keine Rückkehr mehr, wir vermissen dich sehr." Teils jammten Constiens vierhändig und rissen das Publikum mit.

 

Anschließend dankte Constien für die langjährige zuverlässige Arbeit. Seit 1981 hatte Christian Baufeldt mehr als tausend Klavierschüler:innen unterrichtet und war oft morgens der erste in der Schule, da sein Unterricht bereits um 7 Uhr begann. "Da du abends zudem oft auch noch der letzte warst, kann man sagen, dass du hier nebenbei auch als Hausmeister tätig warst", scherzte Constien über Baufeldts enorme Präsenz an der Schule.

In einer kurzen improvisierten Ansprache dankte Baufeldt für die gelungene Überraschung und erläuterte sein Verständnis als Klavierlehrer: "Ich hatte es selbst als Schüler hier am Corvi nicht immer leicht und weiß daher, wie schwer das Lernen fallen kann. Daher habe ich immer Geduld und Verständnis, wenn es mal nicht so voranging im Spiel. Ich glaube, das haben meine Schüler auch gespürt und geschätzt."

Dass er als Lehrer auch ein großer Seelsorger und so gar nicht Peitschentreiber war und gerade dadurch die jungen Klaviertalente so enorm fördern konnte, das war auch an dem Abschiedsgeschenk der Eltern und Schüler:innen ganz deutlich zu erkennen: 42 liebevoll gestalte kleine Keilrahmen ergaben zusammengeschraubt ein großes Mosaik der Dankbarkeit, das die Beziehung, die zu den Schüler:innen entstanden war, auf beeindruckende Weise deutlich machte. Baufeldt: "Das muss ich mir später in aller Ruhe in den Augen zergehen lassen."

Ein großer Dank gilt allen Organisatoren und Helfern rund um Familie Benthe, Ehepaar Constien und Carsten Armbrecht für diese besondere Veranstaltung.

Die Leitung der Musikalischen Jugendförderung macht Christian Baufeldt weiter, daher bleibt er auch deren Ansprechpartner. Für den Klavierunterricht hat er eine Nachfolgerin gefunden: Jinghui Lu übernimmt alle interessierten und auch neue Schüler:innen. Sie hat in China und Göttingen Musikwissenschaft und Sinologie studiert und blickt bereits auf eine langjährige Tätigkeit als Klavierlehrerin zurück. "Die Liebe zur Musik und ein Instrument sind die einzigen Voraussetzungen", sagt Junghui Lu über das Klavierspielen.

Text und Bilder: Wolff

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