Blick ins Primatenzentrum

Exkursion Primatenzentrum Göttingen

Am grauen Montagmorgen des 13.07.2015 machten wir, der Bio-LK von Herrn Wolff, uns auf den Weg in das einzige Primatenzentrum in ganz Europa, welches quasi direkt vor unserer Haustür in Göttingen liegt. In diesem Primatenzentrum, welches als eigenständige wissenschaftliche Forschungsanstalt die Universitätsstadt Göttingen auszeichnet, wird in den Sektionen Infektionsforschung, Neurowissenschaften und Organismische Primatenbiologie geforscht. In den beiden erstgenannten Sektionen findet die Forschung unter anderem auch mithilfe von Tierversuchen an verschiedensten Affenarten statt. Das DPZ kooperiert weltweit mit Freiland-Forschungsstationen.

Forschung mit Tierversuchen

Der „Koloniemanager“ und Diplombiologe Uwe Schönmann stellte uns erst einmal in einem lebendigen Vortrag das Zentrum vor, sodass sich jeder von uns ein eigenes Bild von den dort stattfindenden Forschungsvorhaben machen konnte. Dabei ging er auch auf die Notwendigkeit von Tierversuchen und die hohen gesetzlichen Hürden dazu ein. Am DPZ werden keine industriellen Tierversuche etwa für Arzneimittel durchgeführt, sondern nur solche, die der Grundlagenforschung dienen.

Kompetente Führung

Anschließend zeigte er uns einige Gebäude und wir besichtigten die Zuchtgehege, was für uns am aufregendsten und interessantesten war. Wir lernten viele verschiedene Affenarten beispielsweise Lemuren aus Madagaskar, Mantelpaviane aus Afrika und Rhesusaffen aus Asien hautnah kennen. Die Tiere werden artgemäß in Sozialkolonien gehalten. Fast alle hatten momentan Nachwuchs. Einige der Jungen waren erst wenige Tage alt und uns allen ist eine ganz besondere Mutter-Kind-Beziehung und auch ein immenser Geschlechtsdimorphismus bzw. eine strenge hierarchische Ordnung innerhalb der Gruppen aufgefallen. Außerdem war es sehr erstaunlich zu beobachten, wie ähnlich diese Affen uns Menschen in ihrer Fürsorglichkeit, ihrem Sozialverhalten und auch teilweise ihren Handbewegungen sind.

Artgerechte Tierhaltung?

Auch wenn es wirklich Spaß gemacht hat, sich die Affen anzugucken und sie zu beobachten, zweifelten doch einige angesichts der Gitterwände und begrenzten Gehege an einer artgerechten Haltung.

Foto: Mensch trifft auf Javaneraffe im DPZ

 

Uwe Schönmann begegnete unseren Bedenken mit vielen Hinweisen zur überlegten Tierhaltung im DPZ: So zeigten die Tiere ein gesundes Normalverhalten im Sozialverband und gesunden Nachwuchs, die Gitter sähen zwar nicht schön aus, seien aber als eine dritte Kletter-Dimension gerade auch Teil der artgerechten Primaten-Haltung in abwechslungsreicher Umgebung. Man berate zudem sogar Zoos, wenn diese Probleme bei der Haltung von Primaten hätten. Zu loben ist in jedem Fall die Offenheit des DPZ: Die Gehege werden bereitwillig, ja mit gewissem Stolz präsentiert, über Haltung und Tierversuche konnte und wollte Uwe Schönmann bereitwillig und kompetent Auskunft geben. Gerne hätten wir uns noch die nachtaktiven Mausmakis bei künstlichen Tag/Nacht-Bedingungen angeschaut, aus hygienischen Gründen und auch um Stress für die Tiere zu vermeiden, war das leider nicht möglich.

Immunbiologische Einblicke

Nachdem wir mit der Besichtigung fertig waren, bekamen wir von einem ehemaligen Forscher, Prof. Walter Bodemer, noch einen informativen Vortrag zur Immunbiologie, speziell zur Auseinandersetzung zwischen Erreger und Wirt. Der sympatische Wissenschaftler brachte uns dazu näher, wie unvorstellbar tiefgehend und komplex die Infektionsforschung ist und welcher Sorgfalt und Genauigkeit diese bedarf. Insgesamt war seine von einem professionellen Skript begleitete Präsentation ziemlich eindrucksvoll auch wenn man sagen muss, dass eine solch wissenschaftliche Forschung den Horizont von uns Schülern bisweilen übersteigt. Viele Aspekte, die sich für Prof. Bodemer erst im Laufe seines Forscherlebens ergaben, kannten wir aber tatsächlich bereits aus dem Unterricht, etwa wie die unglaubliche Vielfalt an Antikörpern genetisch ermöglicht wird oder wie die Zellen des Immunsystems miteinander kommunizieren.

Den spannenden Tag ließen wir mit einem gemeinsamen Mittagessen im Vapiano ausklingen, bevor wir dann wieder die Heimreise antraten.

Bericht: Hanna Köhler
Fotos: Wolff/Schönmann

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