Die Private auf dem Prüfstand

20. Juni 2025

Vom 28.–30.03.2025 besucht Fabio Peter den Jugend-Presse-Kongress der Young Leaders GmbH in Berlin. Dort diskutieren 100 Jugendliche aus ganz Deutschland über zentrale Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Mobilität und Generationengerechtigkeit – diesmal mit Fokus auf die private Krankenversicherung. Begleitet wurde das Wochenende von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Branchen...

Ein Thema für Young Leaders: Wie nachhaltig ist die private Krankenversicherung?

von Fabio Peter

Ein eher unscheinbares Bürogebäude. Auf den ersten Blick nicht besonders – doch seit meiner Teilnahme am 199. Youngleaders Jugend-Presse-Kongress sehe ich vieles in diesem Kontext mit anderen Augen. Auch dieses Gebäude. Hier sitzt eine große private Krankenversicherung, deren Aufgabe ich bisher kaum hinterfragt hatte. Was dort tagtäglich entschieden wird, könnte jedoch mehr mit Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit zu tun haben, als ich vorher dachte. Im Folgenden möchte ich gerne auf meine Sichtweise aus einem ganz neuen Blickwinkel eingehen.

Auf dem 199. Kongress Ende März dieses Jahres kamen rund 100 engagierte Jugendliche zusammen, um über Fragen unserer Zeit zu diskutieren: Wie sichern wir eine gerechte Zukunft über Generationen hinweg? Wie lassen sich Mobilität und Nachhaltigkeit zusammendenken – und vor allem, wie nachhaltig und generationengerecht ist die private Krankenversicherung?

Diskutiert wurde unter anderem mit dem Vertreter der Branche Dr. Florian Reuther vom Verband der privaten Krankenversicherungen e.V. über die Herausforderungen, die mit einer älter werdenden Gesellschaft einhergehen – und wie ein solidarisches, verlässliches Gesundheitssystem auch in Zukunft aussehen kann. Beeindruckend sei, dass viele dieser Unternehmen heute schon auf langfristige Nachhaltigkeit setzen: ökonomisch, ökologisch und – nach eigener Aussage – auch sozial, so Reuther.

Ökonomisch verfolgt die PKV ein kapitalgedecktes Modell – das bedeutet, dass Versicherte mit ihren Beiträgen Rücklagen für die eigene Versorgung im Alter bilden. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung entsteht so eine finanzielle Vorsorge, die kommende Generationen entlasten kann. Dieses Prinzip wirkte auf mich zunächst sehr technisch, doch auf den zweiten Blick steckt dahinter ein echter Beitrag zur Generationengerechtigkeit – vorausgesetzt, es gelingt, diese Rücklagen verantwortungsvoll zu investieren.

„Verlässlichkeit ist keine Einbahnstraße“, sagt Reuther. Und tatsächlich: Wer sich heute privat versichert, erwartet Sicherheit im Krankheitsfall – doch genauso wie der Einzelne steht die Branche auch selbst in der Verantwortung, generationengerechte Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel durch Kapitalanlagen, welche keine potenziellen Belastungen für Folgegenerationen hinterlassen und die ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Einige Unternehmen legen mittlerweile großen Wert darauf, ihr Anlageverhalten nach ESG-Standards (Environmental, Social, Governance) auszurichten – ein wichtiger Schritt in Richtung ökologischer Verantwortung, so Reuther. Das entspricht auch zunehmend den Erwartungen der Kundinnen und Kunden.

Sozial betrachtet bleibt die PKV eine Herausforderung: Da Beiträge individuell nach Risiko berechnet werden, haben junge und gesunde Menschen oft Vorteile – während chronisch Kranke oder ältere Menschen hohe Prämien zahlen oder gar keinen Zugang zur PKV bekommen. Auch auf dem Kongress wurde deutlich: Eine nachhaltige Gesellschaft darf keine Zwei-Klassen-Medizin fördern. Hier liegt noch viel Potenzial für Reformen – etwa durch fairere, angepasste Tarife oder den Ausbau solidarischer Elemente.

Auch das Thema Mobilität wurde im Kontext der Versicherungen überraschend relevant. Denn wer über moderne Fortbewegung spricht – E-Mobilität, Sharing-Angebote, umweltfreundliche Alternativen – muss auch über Risiken, Versicherungsmodelle und eine gerechte Absicherung dieser neuen Technologien sprechen. Eine persönliche Erkenntnis des Kongresses war, dass nachhaltige Mobilität nicht nur ökologisch gedacht werden darf, sondern auch sozial. Zugang zu bezahlbaren, sicheren und flexiblen Mobilitätsangeboten ist ein Teil gesellschaftlicher Teilhabe – und vor allem auch der Grundstein des gemeinsamen Daseins.

„Nachhaltigkeit“ ist also deutlich mehr als Umweltschutz. Es geht um eine ganzheitliche Verantwortung – gegenüber der Natur, gegenüber anderen Menschen, gegenüber kommenden Generationen. Und diese Verantwortung muss von allen gesellschaftlichen Akteuren getragen werden – auch von der Wirtschaft.

Im Gegensatz zu der gesetzlichen Krankenversicherung hinterlässt eine privat versicherte Person keine Folgekosten für nächste Generationen, unabhängig der Höhe des Betrages.

Der 199. Jugend-Presse-Kongress hat genau das getan, was er versprochen hat: Er hat mir gezeigt, dass wir jungen Menschen nicht nur Teil der Debatte sind, sondern sie aktiv mitgestalten können. Die Gespräche mit Expertinnen und Experten, die Impulse aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft haben deutlich gemacht: Es gibt bereits viele Ideen – doch sie müssen umgesetzt, überprüft und weitergedacht werden.

Die private Krankenversicherung verfügt im Fazit also tatsächlich über eine gewisse Nachhaltigkeit: ökonomisch durch generationengerechte Rücklagenbildung, ökologisch auch durch nachhaltige Investitionen und Digitalisierung, sozial durch faire Teilhabe an Gesundheitsversorgung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir diese Rolle kritisch begleiten und Forderungen stellen.

Herzlichen Dank an die Young Leaders GmbH und Herrn Reuther für das Gespräch und die vielen großartigen Erfahrungen mit zahlreichen engagierten und motivierten Menschen.

Eine Empfehlung für jeden, der Gleichgesinnte sucht, wenn es darum geht, gemeinsam etwas zu verändern!

Text: Fabio Peter

Zurück