Wie lieblich sind deine Wohnungen?

6. Oktober 2023

Preisträger Gast im Haus der niedersächsischen Politik

Sechs Geschichtsforscher:innen wurden am Donnerstag beim Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ausgezeichnet

Am 27.09.23 fand die Siegerehrung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten im Landtag in Hannover statt. Thema des Wettbewerbs 2022/23 war ,,Mehr als ein Dach über dem Kopf: Wohnen hat Geschichte“. An diesem nahmen die sechs Schüler Niklas Gleitze (8m), Vincent Schmidt (8m), Berenike Appel (9c), Vincent Schmidt (10b), Noa Zinn (10b) und Lea Sofie Hanousek (10b) mit ihrer Tutorin Frau Nolte teil. Die Gruppe beschäftigte sich mit dem ehemaligen Waisenhaus in Nörten-Hardenberg und erhielt für ihre Leistung einen Förderpreis.

Die Siegerehrung wurde organisiert von der Körber-Stiftung und hat im alten Plenarsaal stattgefunden. Sie wurde moderiert von Andrea Lindner und begann mit einer Ansprache der niedersächsischen Landtagspräsidentin Hanna Naber. Ebenfalls zu Gast waren Julia Willi Hamburg, die niedersächsische Kultusministerin und Dr. Lothar Dittmer, der Vorstandsvorsitzende der Körber-Stiftung.

In einem kurzen Interview beschreibt Hanna Naber ihre Freude über die vielen Schüler, die sich für geschichtliche Ereignisse interessieren und fordert sie auf, auch weiter interessiert zu bleiben. ,,Wettbewerbe zeigen die Relevanz von Themen“, sagte Julia Willi Hamburg und deutete somit unter anderem auf beispielweise gesellschaftliche und politische Probleme, die mit Hilfe der Wettbewerbsthemen aufgegriffen werden. Dr. Lothar Dittmer wies auf die Wichtigkeit des Wettbewerbs für pluralistische Diskussionen hin. Dies stützte er mit dem Beispiel des Landes Russland, da der Geschichtswettbewerb dort seit ca. einem Jahr verboten sei. Außerdem ist er der Meinung, dass man kritisches Denken weiterführen solle und erklärte dabei, dass die Körber-Stiftung Wettbewerbsthemen nach aktueller Relevanz aussuche.

Insgesamt wurden in Niedersachsen 190 Beiträge von 537 Teilnehmern eingereicht. Davon waren ca. 50% Gruppenbeiträge und 50% Einzelbeiträge. Gewürdigt wurden 30 Förder- und 30 Landespreisträger. Zusätzlich gab es einen Gruppenpreis für eine ganze Klasse und die Auszeichnung der landesbesten Schule. Mitglieder des Landesjugendorchesters begleiteten die gelungene Veranstaltung mit einer Percussioneinlage.

Der Geschichtswettbewerb ermöglicht es Schülern einen Einblick in die Geschichte verschiedener Orte oder auch Personen in ihrer Nähe zu bekommen. Es gibt nicht nur tolle Preise, sondern man kann durch beispielsweise Interviews auch neue Menschen kennenlernen und bei der Gestaltung eines Beitrags kreativ werden.

Text: Berenike Appel (9c) und Lea Sofie Hanousek (10b); Fotos: Nolte; Körber-Stiftung/ Claudia Höhne

 

Der Beitrag, bei dem die Wohnverhältnisse im Nörtener Waisenhaus um 1850 untersucht und beurteilt wurden, trug den Titel ,,Ja, wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!“.

Im abschließenden Urteil der Arbeit formulierte die Gruppe:

Der Psalm „Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott“ steht in 84,2 und 84,3 der Lutherbibel (Lutherbibel 84,2-3: zuletzt aufgerufen am 26.02.2023). Im Psalm 84,2 geht es um das Haus Gottes; nicht etwa um ein irdisches Bauwerk, sondern um die Idealvorstellung – also einem Abstrakten Gedankenkonstrukt - der Unterkunft, der denkenden Person. Eckhart benutzte diesen Satz in seiner Chronik in dem Kontext, dass er sein Waisenhaus nach diesem Bibelvers gestalten wolle. […]

Aus damaliger Sicht kann man zusammenfassen, dass das Leben im Waisenhaus modern war: Die Kinder erhielten Bildung und lebten mit den Waiseneltern als eine Art Familie zusammen. Es gab Bestrebungen, das Gebäude zu beheizen. Im Vergleich zu anderen Wohngebäuden im Jahr 1850 gab es auch hier kein fließendes Wasser, aber das Leben mit dem christlichen Glauben stellt sich als zentral dar. […] Aus unserer heutigen Sicht wären weder die Bedingungen des Waisenhauses, noch die der Mehrheit im deutschen Staat (1850) annehmbar. […] Damals wie heute lebten die Menschen miteinander, was wir auch heute noch zentral finden, sodass wir zu dem Fazit kommen, dass es sich bei dem Waisenhaus um eine „liebliche Wohnung“ handelt.“

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