Nichts ist, wie es scheint

Bereits das von Kunstlehrerin Almut Larkin konzipierte Bühnenbild eröffnete den Raum für das intelligente Stück. Der links außen als Deko "aufgespießte" Wachtmeister wartete auf seinen Kasperle, um kräftig an der Nase herum geführt zu werden.

Dass es dabei aber nicht um plumpes Kindertheater ging, zeigte die großflächige komplexe Fallskizze im Hintergrund. So vielfältig hier Tatortbilder und Landkarten miteinander vernetzt waren, so professionell mussten auch die Polizeibeamten in ihrer Ermittlungsarbeit sein.

Und tatsächlich bot Lea Wolf eine Kriminalpolizistin, die ihr Handwerk verstand. Aufmerksam und hellwach wertete sie die Zeugenaussagen aus und setzte die angebotenen Puzzleteile zusammen. Textssicher und souverän leitete Lea im ersten Teil des Stücks die Zuschauer durch die Handlung. Dabei nutze sie geschickt das Zusammenspiel mit Katharina und Aylin, um die Mordsgeschichte schrittweise zu entfalten.

Im zweiten Teil gab Lea dann die von den vielen Wendungen überraschte Amtsträgerin, die zum Spielball einer geschickt erdachten Intrige wurde.

Zu diesem Enthüllungsspiel trug Imke Hahn wesentlich bei. Mit ihren punktuellen Auftritten - immer mit treffenden Requisiten, mal Notizbiuch, mal Handy, mal Handketten - verdeutlichte sie, dass man sich im ersten Teil sicher sein konnte, hier arbeitet eine handlungsfähige, vernetzte Polizei.

Denn nur durch die Arbeit der beiden Gesetzeshüterinnen kam das ganze (scheinbare) Drama um die ermordete, steinreiche Tante ans Licht, ebenso überraschend für die beiden Kriminalistinnen wie auch für das staunende Publikum.

 

Doch nichts war, wie es schien. Katharina Fuchs spielte eine naive Ehefrau, die in Wirklichkeit aus Berechnung handelte. Wunderbar nahm sie anfangs alle Fettnäpfchen mit, nur um am Ende als sehr clever und planvoll handelnd dazustehen.

Aylin Akcam gab das Bauernopfer in diesem gemeinen Spiel, und sie spielte überzeugend die Facetten dieser ebenso schwierigen Rolle aus. Zunächst noch die entsetze Anwältin, deren Mandantin sich ständig selbst verriet, dann die Empörte, der plötzlich alles von der Liebschaft bis zum Mord unterstellt wurde, zuletzt die Gescheiterte, die ihre Berufsperspektive davonschwimmen sah.

 

Frederik Otte bildete als Berufsverbrecher den Gegenpol zur Kommissarin. Mit seinem bemerkenswert ausdrucksstarken Spiel leitete er den Umschwung ein.

Sein Timing, die Bühnennutzung und die ausgesprochen akzentuierte Sprache ermöglichten es ihm, allen deutlich vor Augen zu führen, dass hier jemand agierte, der die Polizeiarbeit kannte und auch weiterstudierte, indem er im Hintergrund die große Tatortskizze wie nebenbei aufmerksam analysierte. 

So vermochte er in einer klassischen Schelmenrolle die Methoden der Ermittlungsarbeit geschickt für seine eigenen Zwecke zu nutzen und das auch noch auf legale, wenn auch unsittliche Weise.

Joshua Hoke sorgte mit seinem überraschenden späten Auftritt für etliche Lacher. Ihm gelang es, seine offensive Rolle des bösen Auftraggebers klar auszuspielen. Dabei nutzte er den Bühnenraum voll aus und trug wesentlich zum dynamischen Finale des Stücks bei. Ein besonderes Element in Joshuas Auftritt war eine leichte Aufgeregtheit im Spiel, die seine Darstellung aber um so sehenswerter machte. 

Dem Ensemble (alle Jahrgang 12 außer Frederik, Jahrgang 11) war die Spielfreude während des gesamten Stücks deutlich anzumerken. Vielen Dank an das engagierte Ensemble und Spielleiter Henning Bruns für diesen gelungenen Theaterabend!

Text, Fotos: Wolff 

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