So hat es damals auch angefangen

18. Januar 2024

„So hat es damals auch angefangen.“ Die bekannten Worte der 102-jährigen Holocaust-Überlebenden und mehrfachen für ihr Engagement ausgezeichneten Margot Friedländer beunruhigen viele Menschen. In Northeim genauso wie im übrigen Bundesgebiet. Da kam die 10er-Exkursion nach Mittelbau-Dora genau zum richtigen Zeitpunkt.

Die 10. Klassen fahren seit Jahren in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora, wenn sie den Nationalsozialismus im Unterricht behandeln. Das ist fester Bestandteil des Unterrichts, weil man so die Menschenfeindlichkeit des Nationalsozialismus konkret vor Augen geführt bekommt.

Die Klassen 10a, 10b und 10d machten sich also am Mittwoch, den 17. Januar auf den Weg nach Thüringen. Nach der Anreise mit der Bahn ging es mit dem Bus auf das weitläufige Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Die Klassen begaben sich dazu auf unterschiedliche Wege.

Die Klasse 10d begann mit einer wie ich finde mitreißenden Einführung in die damalige Zeit und die Entstehung der ersten Konzentrationslager in den frühen 1930er Jahren. Wir erfuhren, dass neben Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen auch Oppositionelle, also Menschen, die mit dem herrschenden politischen Regime nicht konform gingen, in solche Lager abgeschoben wurden. Für mich ergibt sich eine erschreckende Parallele zu dem kürzlich stattgefundenen Geheimtreffen in Potsdam, in dem es um sogenannte "Remigration" ging.

Weiter ging es mit einer Führung über das Gelände. Sie führte die Schüler:innen zu verschiedenen Orten, die erschütternde Einblicke in die historische Situation boten. Die Grausamkeit, die die Häftlinge damals erfuhren, kam zum Greifen nahe: Zum Beispiel gab es furchtbare hygienische Bedingungen, man schlief auf engstem Raum direkt im Stollen in Vierstockbetten, sodass Tausende ohne Decke bei 8 Grad Celsius und mindestens 90% Luftfeuchtigkeit in unmittelbarer Nähe zu den Sprengungsarbeiten für die geheime V2-Produktion unter Tage schlafen mussten. Medizinische Versorgung bei Quetsch- und Schürfwunden wurde häufig verweigert.

An diesem Ort zu stehen und von solchen Umgangsweisen mit Menschen zu hören, führte uns drastisch vor Augen, was auf deutschem Boden vor 80 Jahren geschehen ist.

Auf der Rückfahrt gingen mir und meinen Mitschüler:innen die Bilder des endlosen Stollensystems durch den Kopf, das von ausgegrenzten und ausgebeuteten Personengruppen unter Einsatz und oft Verlust ihres Lebens ausgebaut werden musste. Ein Drittel der etwa 60.000 Inhaftierten verlor dabei ihr Leben. Das waren Menschen wie du und ich.

Text: Jakob Wolff, Klasse 10d

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