Richenzas Erbinnen
25. Januar 2025
Die Zündhölzer boten am Dienstag 24. Juni 2025 bestes Schülertheater und führten dem hervorragend unterhaltenen Publikum vor Augen, wie Frauenpotenziale durch patriarchalische Strukturen systematisch unterdrückt werden. Darunter leiden alle.

Auf vielfältige Weise gelang den Team der acht Darsteller:innen und Techniker Lasse Armbrecht ein gesellschaftliches Bild zu zeichnen, das mit Humor und Schärfe die Diskriminierung von Frauen vor Augen führte.
Theresa Schilling hatte einen Werbeclip der 50er geschnitten und produziert, in dem Lilith Seidel und Hannes Fuchs das typische Ehepaar gaben: Er weltgewandt, sie am Herd. Justin Eichler hielt eine Goebbels-Rede, in der Frauen ebenso kleingemacht wurden wie im Sportstudio der 70er. Hier gab Leon Brandfass den Wim Thoelke, der im Original den Frauen die Fähigkeit zum Fußballspielen abgesprochen hatte. In der Liveübertragung auf der Vorbühne zeigte sich dann aber, dass Frauen auch exzellent Fußball spielen können. Überhaupt regte sich nicht nur in Richenza beim Beobachten sondern bei allen Frauen - auch in den Szenen -Widerstand gegen die Zustände.

Mira Kuschke als Ottos Enkelin Richenza rahmte mit Masumé Nabizadeh (als Corvi-Schülerin) die rasante Szenenfolge einer einzigen großen Geschichte der Unterdrückung von Frauen. Eine Geschichte, in der zugleich Potenziale verschenkt und Inkompetenz von Männern Tor und Tür geöffnet wurden. Höhepunkt war ein karikiertes und doch realistisches Telefonat zweier moderner Despoten, das an Sexismus und Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten war. Wie in den vergangenen zwei Jahren schlüpfte Fabio Peter wieder kongenial mit perfektem Kostüm und treffender Maske in seine Rolle. Julius Haupt stand ihm im Gegenpart mit spärlichem Kostüm aber in nichts nach. Er spielte auch die jazzige Sportschaumelodie und an anderer Stelle am Klavier.

Der Dominus Scriptor und Regisseur Henning Bruns hatte Originalzitate recherchiert, die seine Darsteller:innen zu einem überzeugenden Produkt pointiert und stilsicher zusammenfügten. Ein großes Kompliment für diese gelungen Produktion.
Text, Fotos: Wolff