Katrin Himmler sensibilisiert für rechtsextreme Gefahren
4. November 2025
Am Dienstagmorgen füllte sich ab 9.20 Uhr die Northeimer Stadthalle mit fast 700 Schüler:innen und 30 Lehrkräften. Viele davon kamen vom Corvi, andere aber auch von der Oberschule Northeim, dem Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim, der Thomas-Mann-Schule und der KGS Moringen. Bei dieser Veranstaltung wurden die Schüler:innen von der Politikwissenschaftlerin und Autorin Katrin Himmler über die Ziele und das Verhalten der „Neuen Rechten“ informiert und diese hinsichtlich demokratischer Grundwerte kritisch hinterfragt.
Dabei ging es um Geheimsymbole („Dogwhistling“) der rechten Szene sowie um die Verbreitung von provokanter Desinformation und menschenverachtender Ansichten in sozialen Medien. Sie informierte über die verschiedenen rechtsextremen Vereinigungen (z.B. Heimat, Der III. Weg, etc.) sowie deren Repräsentant:innen.
Katrin Himmler (*1967) ist die Großnichte Heinrich Himmlers. Sie setzt sich seit 2005 mit ihrer familiären Vergangenheit während und nach der Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich auseinander und schrieb dazu das Buch "Die Brüder Himmler: Eine deutsche Familiengeschichte".
Darin schreibt sie: „Als ich fünfzehn war, fragte einer meiner Mitschüler im Geschichtsunterricht plötzlich, ob ich eigentlich ‚mit dem Himmler‘ verwandt sei. Ich bejahte, mit einem Kloß im Hals. Es war mucksmäuschenstill in der Klasse. Alle waren hellwach und gespannt. Die Lehrerin aber wurde nervös und machte weiter, als sei nichts geschehen. Sie verpasste eine Chance, begreiflich zu machen, was uns, die Nachgeborenen, mit diesen ‚alten Geschichten‘ überhaupt noch verbindet.
Ich selbst bin lange dieser Frage ausgewichen. Ich wusste Bescheid über Heinrich Himmler, meinen Großonkel. Ich wusste Bescheid über den ‚Jahrhundertmörder‘, der verantwortlich war für die Vernichtung der europäischen Juden und die Ermordung von Millionen anderer. Meine Eltern hatten mich früh mit Büchern über die NS-Zeit versorgt. Erschüttert und in Tränen aufgelöst las ich vom gescheiterten Aufstand der Menschen im Warschauer Getto, von Emigrantenschicksalen und vom Überlebenskampf versteckter Kinder. Ich identifizierte mich mit dem Schicksal der Verfolgten, schämte mich meines Namens und fühlte mich oft auf ebenso unerklärliche wie bedrückende Weise schuldig.
Als ich später Politologie studierte, war die Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit immer ein zentrales Thema für mich."
Kathrin Himmler erzählte versiert und mit viel positiver Ausstrahlung während der Veranstaltung von ihrer Verwandtschaft mit dem Massenmörder Heinrich Himmler und appellierte an die Schüler:innen mit Maßnahmen gegen den Rechtsextremismus.
Zum Schluss folgte eine Fragerunde, bei der sich sehr viele Schüler:innen der unterschiedlichen Schulen beteiligten. Mit Reife sowie Empathie zeigten sie sich interessiert daran, wie man rechtsextreme und faschistische Akteure erkennt und ihnen Widerstand entgegen setzen kann.
Die Veranstaltung "Stadthalle mach klug für Schüler:innen" wurde von Förderverein der Stadthalle Northeim e.V. ausgerichtet und finanziell großzügig von der KSN-Kulturstiftung unterstützt.
Text: Julius Haupt, Q2, Fotos: Wolff






