Herzensangelegenheit Corvi

"Gymnasium Corvinianum, Dirks"

Als verantwortungsbewusste Führungskraft für eine große Bildungsinstitution in Northeim, die psychologische Kenntnisse von der Frühadoleszenz bis zur gerontologischen Stufe bewies, die 27 Jahre lang Gedächtnis, Herz und Seele, Beistand und Stütze, Motor und Getriebe der Schule gewesen sei, dabei den herausfordernden Alltag immer mit großem Humor bewältigt habe und zu Recht zum Abschied von unzähligen Schülern ein Meer von Blumen geschenkt bekommen habe, würdigte Personalratsvorsitzender Jörg Uphaus die scheidende Sekretärin Ursula Dirks. Er dankte ihr für die unermüdliche Unterstützung und überaus große Hilfsbereitschaft. Mit dem Kollegium sei vereinbart, dass im kommenden Jahr jeden Morgen jemand bei ihr anrufe und sich krankmelde, damit ihr das Ausscheiden aus dem Berufsleben nicht so schwer falle, kündigte Uphaus im Scherz an. "Schade, dass du gehst!", endete er seine Rede, worauf Ursula Dirks lange stehende Ovationen erhielt.

Schulleiter Christoph Dönges hob unter vielen Stärken ihren großen Überblick über Abläufe hervor, der besonders in der Umbruchszeit, als er Schulleiter geworden sei, und während der Umbau- und Sanierungsphase vor sechs Jahren von unschätzbarem Wert gewesen sei.

"Selbst wenn's auch mal nicht so schön war, es war aber doch immer schön", brachte Ursula Dirks ihre Dankbarkeit und hohe Arbeitszufriedenheit zum Schluss selbst auf den Punkt. Der schöne Abschied im Landkreis und am Freitag durch die Kinder werde ihr in Erinnerung bleiben. "Ich werde euch vermissen", schloss sie.

"Danke, dass du mich das Herz des Corvi hast sein lassen"

"In dankbarer Rückschau und mutigem Ausblick" verabschiedete Schulleiter Christoph Dönges sichtlich gerührt anschließend seine Stellvertreterin Maria Strahl. Ihm imponiere, wie sie Schülerinnen und Schüler stets über die Brücke von der - neudeutsch - Lernausgangslage zum Lernziel gebracht habe, dass es ihr eine echte Herzensangelegenheit sei, Schülerinnen und Schüler voranzubringen.

Er erinnerte an die gemeinsamen Projekte, die sie auf den Weg gebracht hätten: Dazu gehörten die Tempoklasse, das 525-Jahr-Jubiläum 2002, das SET. Rückblickend gelte für alle Projekte: "Mit dir gemeinsam handeln zu können, war einfach wunderbar."

Dönges betonte Eigenschaften Maria Strahls, ohne die "wir gescheitert wären": Da sei die unbedingte Ausrichtung auf das Wohl der Schülerinnen und Schüler zu nennen, der Blick auf die Schule als Ganzes, des Gymnasiums in der Kleinstadt Northeim, das im Angebot nicht hinter den Gymnasien der Stadt Göttingen zurückstehen sollte. Darüber hinaus nannte er ihr Einfühlungsvermögen für Stimmungslagen, ihre enorme Tatkraft, den Mut, neue Dinge anzugehen und Rückschläge zu verwinden, die Fähigkeit, für jede Aufgabe durch persönliche Ansprache den richtigen Mitarbeiter zu finden und authentisch zu loben, die aufrichtige Offenheit in Gesprächen verbunden mit hoher Loyalität, die Bereitschaft, für Überzeugungen einzustehen und nicht zuletzt ihre Emotionalität, die auf Konferenzen in manch wichtiger Situation Entscheidungen maßgeblich positiv beeinflusst habe. Bei all dem sei das Feiern nicht zu kurz gekommen, etwa nach dem Umbau oder der jüngsten Schulinspektion.

Er schloss: "Hat auch die Arbeit nicht immer Freude gemacht, so hat doch die Zusammenarbeit mit dir, Maria, jeden Tag Freude gemacht. Du wirst das Corvi nicht vergessen wollen und können, und das Corvi wird dich auch nicht vergessen."

Personalratsvorsitzender Jörg Uphaus fasste Stimmen aus dem Kollegium zusammen: Das Corvi sei für Maria Strahl eine Herzensangelegenheit, immer wieder habe er gehört: Der Lotse gehe von Bord. Gelobt wurde ihre Fähigkeit zum Perspektivwechsel, zur realen Einschätzung dessen, was zumutbar sei. Dadurch habe sie auf Untiefen hinweisen, ihre Arbeit kollegial ausführen und ihre Mannschaft mit Überzeugung ins Boot holen können. Ein Beispiel sei der von ihr ins Leben gerufene Fankreichaustausch, der seit 15 Jahren so wie von ihr erdacht durchgeführt werde, beispiellos in Deutschland.

Maria Strahl spiele in der pädagogischen Extraklasse. Sie könne fordern und Grenzen setzen, auch Kollegen gegenüber, als Beispiel nannte er ihre typische Handbewegung des Würgegriffs, wenn man im Alltagstrubel etwas Wesentliches vergessen habe. Schüler und Schülerinnen nannten sie daher nicht zu Unrecht "General", "Queen Mary" oder "Göttermutter".

Uphaus schloss mit einer Anekdote vom Frankreichaustausch, bei dem sie zwei Tage einer Schülerin mit Heimweh sehr verständnisvoll begegnet sei, am dritten Tag aber klare Worte gefunden habe: "Jetzt ist aber Schluss, Donnerwetter, du hast auch eine Verantwortung deiner Familie gegenüber", worauf laut Augenzeugenberichten die vergossenen Tränen förmlich von den Augen der Schülerin wieder eingesogen worden seien. Nicht nur dadurch, sondern auch mit ihrem Humor, ihrer unvergleichlichen Art zu lachen, als aus dem Inneren hervorbrechender Sturm, der alle mitreiße, sei sie immer ein Vorbild für andere gewesen.

Strahl selbst erklärte ihre Überzeugungen mit eigenen Erfahrungen und Vorbildern. Sie habe sich mit Mühen durchgesetzt gegen ein engstirniges häusliches Umfeld. Ein Lehrer sei dabei besonderes Vorbild für sie gewesen. Er habe, als sie frech und wenig leistungsbereit gewesen sei, den Vater von einer Auszeit in England überzeugt. Sie habe damals gelernt, dass Regeln eingehalten werden müssen, Leistungen mit Anstrengungen einhergehen und es sich lohne, sich für die Schülerinnen und Schüler über den eigentlichen Unterricht hinaus zu engagieren.

"Ich hatte vor allem die Schülerinnen und Schüler im Blick, junge Menschen waren meine Motivation, und es war immer schön, später von Erfolgen der Ehemaligen zu hören, auch wenn sie oft erst nach der Schulzeit zu würdigen wussten, was das Corvi für sie getan hatte."

Mit der Tätigkeit in der Schulleitung habe sich das Arbeiten verändert, weil sie für unbequeme Entscheidungen einstehen musste, darüber hinaus habe der Blick aufs Ganze ihre Einstellungen grundlegend verändert.

Dem Schulleiter Christoph Dönges dankte Maria Strahl abschließend für alle Unterstützung als stellvertretende Schulleiterin. Er habe immer zugehört, auch wenn er nicht immer einer Meinung mit ihr gewesen sei. Sie schloss mit den Worten: "Danke, dass du mich das Herz des Corvi hast sein lassen." Sie erhielt ebenfalls lange stehende Ovationen.

 

 

Bei der anschließenden Feier in der festlich gedeckten Mensa wurde Dirks und Strahl mit langen Tapetenbahnen voller Schüler*innen-Unterschriften und einem PoetrySlam-Text von seiten der SV sowie mit einem Zeugnis von der Elternschaft durch Dr. Michael Emmendörffer und Claudia Zech gedankt. Die beiden waren von der Gesamtkonferenz ebenfalls als Elternratsvorsitzende verabschiedet worden, ließen es sich aber nicht nehmen, für die Eltern an der Verabschiedung von Dirks und Strahl mitzuwirken. Maria Strahls Geschichtsklasse, die 10b3, gab ein selbstverfasstes französisches Theaterstück und einige Kolleg*innen erfuhren im Rollenspiel von Maria Strahls Double Claudia Seidel am eigenen Leib, was ihr wirklich wichtig war bzw. auf den Wecker ging im Schulalltag, von versäumten Mensabesuchen über nicht fristgerechte Abgaben bis hin zum Unterschreiben in Blau und nicht in Schwarz war alles dabei. Es schloss sich ein Quiz an, in dem Maria Strahl unter Beweis stelle, wie gut sie ihr Kollegium kannte. Beatrice Peters führte in ihrer Dankesrede an Ursula Dirks vielseitig vor Augen, an wie vielen stressigen Fronten sie gute Arbeit geleistet hat.

Zum Abschluss sangen passend Merit Brünig und Jonas Bertram begleitet am Klavier von Jenny Schneider von der "Zeit in einer Flasche". Passend, denn es war deutlich zu spüren, wie sich hier zwei sehr erfüllte Arbeitsleben dem Ende neigten.

Text, Bilder: Wolff

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