Halt - Hier Grenze!

2.12.2022. Am 15.11.2022 waren wir im Grenzlandmuseum in Teistungen.

Den Tag haben wir mit einem ungefähr zehnminütigen Erklärfilm begonnen, welcher vor allem die Teilung Deutschlands in BRD und DDR und den Bau der Grenze und die Grenzübergänge thematisierte.

Einer dieser Grenzübergänge war nämlich zwischen Worbis und Duderstadt. Nachdem wir diesen Erklärfilm angesehen hatten, gab es ein Kahoot-Quiz, mit welchem wir die Informationen des Videos/Films noch einmal einprägen konnten.

Nach einer kurzen Pause bis 10:15 Uhr gingen wir nach draußen und bekamen eine Führung am Grenzlandweg. Dort wurde uns der ehemalige Grenzverlauf gezeigt, welcher aus zwei hohen Metallgitterzäunen, einem Wachposten, der damals als Mühle errichtet wurde, und zwei schmale, nebeneinanderliegende Patroullierwege, die zwischen den Metallgitterzäunen verlaufen. Beim ehemaligen Grenzübergang wurde uns eine KFZ-Schranke gezeigt, die Aus- oder Einreisende davon abhielt passieren zu können. Diese Schranke kann mit hoher Geschwindigkeit aus der Wand gefahren werden, welche damit auch Pkws oder andere Transportfahrzeuge zerstören kann.

Außerdem sahen wir in der Nähe noch ein Denkmal, welches an die Menschen erinnert, die dort, beim Fluchtversuch über die Grenze, ihr Leben ließen.
Zu diesem Zeitpunkt war es meiner Meinung nach schwer sich das vorstellen zu können. Es wurde zwar erklärt was geschah und wie es an der Grenze ausgesehen hat, aber sich das als damalige Realität nachvollziehen und sich in die Situation hineinversetzen zu können, war nur kaum möglich.

Nach der Mittagspause begannen wir ab 11:30 bis 13:30 mit einem Workshop über die Errichtung, Perfektionierung und dem Fall der Innerdeutschen Grenze und der
Berliner Mauer. Dort haben wir uns in Zweier- und Dreiergruppen über einzelne Themenbereiche aus dem „Museumskoffer" informiert und später die Ergebnisse präsentiert. Jede Person in der Gruppe bekam eine Mappe mit Material und historischen Quellen, über das eigene Thema.

Einige Gruppen hatten z.B. etwas Stacheldraht oder ein Stück der Berliner Mauer erhalten. Meine Gruppe hat sich mit dem Bau der insgesamt 156,4km langen Mauer um West-Berlin beschäftigt. Wir sind auch in die Ausstellung gegangen, um noch mehr über unser Thema zu erfahren. Um 13 Uhr begannen wir alle Präsentationen und Vorträge vorzustellen.

Ab 13:30 Uhr gab es ein Zeitzeugengespräch mit Herrn Berndt, der von einem Freund erzählte, der beim Versuch über die Grenze zu kommen, verletzt wurde. Zuvor hatte dieser Freund in Berlin an der Grenze gearbeitet. Daher kannte er nicht die Selbstschussanlagen, die es an der Grenze in Teistungen gab. Seine Freundin brachte ihn anschließend in ein Krankenhaus.

Über Fluchtversuche wurde nie öffentlich berichtet. Herr Berndt habe nur das mitbekommen, was von Person zu Person erzählt wurde. Größtenteils hat er sein Leben in der DDR "unauffällig" verbracht. Als Kind sei er in der FDJ gewesen und später habe er studiert.

Als ihm am 9.11.1989 vom Reiseerlass erzählt wurde, haben es viele nicht glauben können. Ein Bekannter vom Zeitzeugen fuhr zum Grenzübergang. Einige Stunden später kam er wieder und habe erzählt, dass die Grenze geschlossen sei. Im Fernsehen und den Medien wurde der Erlass zwar verkündet aber die Grenzarbeiter standen weiterhin unter Befehl und hatten davon noch nichts mitbekommen.

Es dauerte einige Tage, bis die Bürger anfingen in Massen die Grenzen zu passieren. Jeder aus der DDR bekam 100 D Mark, da mit der Mark aus der DDR nicht gezahlt werden konnte. Herr Berndt fuhr an mehreren Wochenenden in die BRD, um dort mit seiner Ehefrau und seinem Sohn die Zeit zu verbringen.

Später ließ er die Stasiakten von ihm und seinem Vater einsehen. Dieser sei Lehrer gewesen und das MfS habe versucht ihn als IM (inoffizielles
Mitglied) zu gewinnen. Er sagte ab. Über den Zeitzeugen selbst soll keine Akte angelegt worden sein. 14:30 endete das Zeitzeugengespräch mit Herr Berndt und wir fuhren mit dem Bus gemeinsam zurück zum Corvinianum.

Text: Magi Paliukhovich, Fotos: Nolte

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