Einblick in das Jugendstrafrecht
6. November 2025
Der aktuelle Beitrag in unserer Reihe wissenschaftlicher Abendvorträge betraf bereits alle Schülerinnen und Schüler ab Jahrgang 6: die Absenkung der Strafmündigkeit auf 12 Jahre?!
Prof. Dr. Alexander Baur, Studiendekan an der juristischen Fakultät und stellvertretender Vorsitzender der Ethikkommission an der Universität Göttingen, dozierte dazu vor ca. 50 Gästen und erläuterte die aktuelle Forschungslage über Lebensalter und Kriminalität. Die anschaulichen Grafiken dazu verdeutlichten einen komplexen und vielschichtigen Befund: Wenn Männer in allen Altersstufen als kriminell affiner gelten, nimmt doch bei beiden Geschlechtern im dritten Lebensjahrzehnt die Bereitschaft zur Kriminalität deutlich ab.
Auch wenn ab dem zehnten Lebensjahr mit der individuellen Entwicklung und Reifung ins Erwachsenenalter erste kriminelle Erfahrungen messbar seien, was die anwesenden Erwachsenen einhellig aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigen mussten, beschreiten ja nicht alle anschließend eine Verbrecherlaufbahn. Also warum gleich ans Strafrecht denken, wenn erzieherische und andere „Zuchtmittel“ wie Verwarnung oder bestimmte Auflagen auch Einsicht in das eigene Unrecht erreichen? Für die meisten sei ohnehin das Entdecktwerden selbst das Schlimmste.
Entsprechend sprach sich Prof. Baur deutlich gegen eine Absenkung der Strafmündigkeit aus und erinnerte an die Erfahrung und das Einfühlungsvermögen der Richterinnen und Richter, die immer neu vor dem Problem stehen, nicht in die Zukunft der einzelnen Jugendlichen blicken zu können. Trotz des Risikos, dass spätere Intensivtäter dann nicht präventiv erkannt werden, appellierte Prof. Baur an ein optimistisches Menschenbild und Vertrauen in eine positive Entwicklung der jugendlichen Straftäterinnen und Straftäter.
Im Anschluss gaben zwei wissenschaftliche Hilfskräfte von Prof. Baur Einblick in ihr Jurastudium und die entsprechenden Voraussetzungen: Die Freude am „Zerdenken“ von Texten und an der Beschäftigung mit Sprache seien eine gute Grundlage.
Im Dezember erwarten wir wieder zu einem naturwissenschaftlichen Thema Prof. Dr. Viola Priesemann mit der Vorstellung des Physikstudiums.
Bild: Noah Puscas, Text: Elke Schröder






