Die Demokratie gewinnt

Landeswettbewerb von Jugend debattiert im Landtag Hannover: „Der Gewinner ist die Demokratie“
Für unsere Jugend-debattiert-AG stand am 14.03.2023 im Landtag in Hannover wie für alle Teilnehmenden ein Gewinner schon vor Beginn der Debatten fest: „Die Demokratie.“ So sagte es bereits in der Eröffnungsrede am Vormittag Marcus Bosse (Vize-Landtagspräsident, CDU).
 
Bingo mit Tiefsinn
Es blieb natürlich nicht bei einer Eröffnungsrede denn auch unsere Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) wiederholte, selber letztes Jahr in der Jury gesessen und debattiert, noch einmal die Schlagworte im „Politiker-Floskeln-Bingo“, mit denen man jedes Jahr als teilnehmende Person gelobt wird. Helmut Schmidt mit seiner Demokratie, in der gestritten werden muss, war dabei nur der Anfang. Weiter ging es mit Jugend-debattiert-Erfinder Martin Vollrath, der sich seit 20 Jahren für Jugend debattiert engagiert und das Bingo mit „Zu komplexen Fragen gibt es keine einfachen Antworten“ und dem daraus resultierenden Verweis auf Populisten ergänzte.
 
Fußball, Klassengrößen und Insektenfood
Nach den Appellen zum nicht nur in „Schwarz-und-Weiß-Denken“ und „Fake-News-Bekämpfen“ ging es in die Debatten für die Sekundarstufe I. Dort wurden die Debattenfragen „Sollen ARD und ZDF auf den Erwerb von Fußball-Übertragungsrechten verzichten?“ und „Sollen in der Sekundarstufe I die Klassengrößen erhöht werden?“ eingehend erörtert. Letztere Debattenfrage wurde heiß von den Acht- bis Zehntklässlern diskutiert, die oft mit ihren eigenen Erfahrungen argumentierten. So lautete eine Maßnahme, es solle der Klassenteiler ab 2024 auf 35 hochgesetzt werden, was unter anderem dem Lehrermangel vorbeugen solle, der laut der deutschen Wirtschaftsforschung 2030 bei 81 000 fehlenden Lehrkräften läge [1]. Die Contra-Seite entgegnete, dass große Klassen nur gestresste Lehrer hervorbringen würden und damit „das Lernen miteinander zu einer nicht erreichbaren Ideologie“ führe. Die Debattenfrage „Sollen Produktion und Verkauf von Lebensmitteln auf Insektenbasis staatlich gefördert werden?“ wurde am Ende des Tages von den aus den vorherigen Debatten resultierenden vier Siegern eloquent und pointiert bestritten.
 
Auftritt der Corvi-Finalist:innen
Diese beiden Adjektive treffen ebenso gut auf die beiden Corvinianer:innen zu, die beim Landeswettbewerb der Sekundarstufe II für den Regionalverbund Göttingen angetreten sind: Alexander Kovacsics (11c) und Maja Scheithauer (11b), sowie die 2022er Bundessiegerin Emilia Fritz (11a) als Jury-Mitglied. Dazu kamen noch einige Gäste und besonders engagiert dabei die Lehrkräfte Sabrina Theis und Sven Jahnscheck - ebenfalls in der Jury vertreten.
 
Alex und Maja starteten in eine Debatte zu der hoch polarisierende Frage: „Sollen Jugendoffiziere de Bundeswehr auch in Schulen für den Dienst bei der Bundeswehr werben?“ Beide überzeugten  mit einem sicheren Auftreten in einer von der Jury gelobten Debatte mit hohem Niveau. Der Schlagabtausch bestand aus konträren Definitionen von Werbung und politischer Meinung. Letzterer mit dem Beutelsbacher Konsens [2], aufgeworfen von Alexander als Contra 2, unvereinbar. Es ging weiter mit der aktuellen Antinomie von Transparenz und Information entgegen einer Kriegsverherrlichung. Letztere gerade mit der jährlichen Infopostkarte der Bundeswehr an alle 17-Jährigen mit der Aufschrift „Wir bomben gemeinsam“ im Jahr 2017, aufgezeigt.  Denn besonders der Bezug zu historischen Parallelen in der deutschen Geschichte wurde bedacht: Auch wenn eine Parlamentsarmee legitimiert ist, so sind die Friedenszeiten in Europa vorbei und ein Wettrüsten keine Dystopie mehr. Mit diesen Schlagworten endete die Debatte, die von Rhetorik und Wortgewandtheit nicht zu übertreffen war. Auch die Zuschauenden kam bei einer solchen Debatte auf ihre Kosten.
 
Das Finale
Daraufhin begann die zweite Debatte zum Thema: „Soll in Deutschland Fracking erlaubt sein?“ Der Konsens sowie eine deutliche Ausarbeitung in puncto Sachkenntnis machten diese Debatte zu einer der schwierigsten. Die Frage „Sollen Hybridunterricht und Selbstlernzeiten in der Oberstufe ausgeweitet werden?“ bestritten schlussendlich die vier Finalist:innen der Sekundarstufe II (leider ohne Corvi-Beteiligung) nach einigen weiteren Grußworten des Vertreters der Hertie-Stiftung, Ansgar Kemmann, sowie dem Moderator Lennart Feix. Feix wurde auch gebraucht, da Sat.1 mit zahlreichen Kameras dabei war. Er war es auch, der zwischen den Debatten den Überbrückungsplausch mit Frau MdL Sabine Tippelt von der SPD über ihre Karriere und das dabei essentielle Debattieren hielt. Nach den anschließenden Siegerehrungen unter tosendem Applaus war der erste Ausflug zum Landesfinale nach Corona erfolgreich vonstatten gegangen.
Bericht: Emma-Carlotta Leonhardt; Foto:Theis
 

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