(K)ein bürgerliches Trauerspiel

Der DS-Prüfungskurs Q2 wandelt Lessings Emilia Galotti vor 150 Zuschauer*innen in eine Komödie um. Die gelingt trotz halbdunkler Bühne und reduzierter Fallhöhe durch eine mitreißende, professionelle und humorvolle Performance.

Robin Tietze, Q2, berichtet:
Am 07.03.2018 führte der Prüfungskurs des 12. Jahrgangs des Corvinianum unter der Leitung von Herrn Velinovski im Fach Darstellendes Spiel „Emilia Galotti“ auf. Aus dem Bürgerlichen Trauerspiel zauberte der Kurs eine unterhaltsame Komödie, an der sich die gut besuchte Mensa des Corvinianum erfreuen konnte.

 

Die Darstellung fand in der Fantasie eines Mädchens und ihres Bruders statt, wobei der Bruder die Geschichte von Emilia Galotti nach seinem Wissen aus der in der Schule behandelten Lektüre kindgerecht darstellte und für seine lebhafte Schwester verzierte. Hauptthema des Stücks ist der Streit um Emilia Galotti, ausgetragen zwischen dem Prinzen und dem Grafen Appiani.
Der Prinz trennt sich von seiner Frau Orsina und verliebt sich während einer Messe in Emilia. Als er erfährt, dass sie sehr bald den Grafen Appiani heiraten soll, beauftragt er die Marinellis damit, die Hochzeit zu verhindern. Diese versuchen den Grafen auf eine vom Prinzen finanzierte Reise zu schicken, was dieser jedoch ablehnt. Letztlich wird der mehr oder weniger professionelle Bandit Angelo damit beauftragt, Emilia zu entführen, um die Hochzeit zu verhindern, wobei er jedoch versehentlich den Grafen umbringt. Die Hochzeit ist zwar verhindert und Emilia nun auf dem Schloss des Prinzen, der weiterhin bestrebt ist, sie für sich zu gewinnen. In seinem Bestreben verunsichert, wird der Prinz von seiner imbezilen Psychologin, die ihn für sich beansprucht. Zudem verurteilt die lästernde Gesellschaft den angestrebten Bund zwischen Emilia und dem Prinzen. Die schusseligen Bodyguards des Prinzen tragen auch nicht zur Besserung der Situation bei und bringen den Prinzen in unangenehme Situationen. Doch der Prinz hat ein Ass im Ärmel, seinen lüsternen Vater, der ihn mit väterlich-weisem Rat über die Frauenwelt aufklärt. Der Vater von Emilia dagegen, Odoardo, der seine Tochter vergebens sucht und schließlich im Schloss des Prinzen findet, öffnet ihr schließlich die Augen. Sie bemerkt, in welcher Lage sie steckt und schämt sich, ebenso wie ihr Vater, was vielleicht in ihrem Tod endet.
Die Geschichte des Bruders endet an dieser Stelle mit einem offenen Schluss, den sich die Schwester nach ihren Vorstellungen mit einem glücklichen Zusammenleben des Prinzen und Emilia ohne Verurteilungen ihrer Beziehung durch ihre Familie oder das Volk hinzudenkt.
Die Proben des Kurses verliefen, wie es sich für die Entwicklung eines Komödienstückes gehört, mit einigen Höhen und Tiefen. Noch kurze Zeit vor der Aufführung waren so einige Abläufe innerhalb und zwischen den Szenen unklar, weshalb der DS-Prüfungskurs besonders zum Ende der Entwicklungszeit des Stückes mehrere Probenwochenenden in Anspruch nahm, um letzte Grob- und Feinschliffe zu tätigen. Während der Proben wurden Szenen gekürzt, Dialoge umgeschrieben, Szenen neu entwickelt und eine Menge Humor eingebracht, was dem gesamten Kurs viel Kraft und ebenso viel Kreativität abverlangte. Dennoch konnte der Kurs mit Blick auf die Entwicklung innerhalb des Ensembles sowie hinsichtlich der im Fach DS verlangten Kompetenzen große Fortschritte verzeichnen und zum Aufführungstag ein gelungenes, originelles, eigenes Stück präsentieren, bei dem alle Beteiligten mit ihren Figuren auf individuelle Art überzeugen konnten.
Die vom Kurs eingebrachte Komik spiegelte sich am Premierenabend auch in der Reaktion des Publikums wider, welches so gut wie in jeder Szene individuelle Lachmomente auffand. Alle Darsteller konnten den Charakter ihrer Figuren dem Publikum vermitteln und auf eine humorvolle Weise darstellen, ohne  auf eine langweilige Sitcom-Ebene zu verfallen, was die Stimmung des Publikums deutlich erhellte. Dies äußerte sich in häufigem stummem Grinsen bis lautstarkem Gelächter. Zudem wurde stellenweise das Publikum direkt in das Stück eingebunden, was das Interesse an der Darstellung steigerte und für einige Zuschauer ihren persönlichen Höhepunkt des Stücks darstellte. Alle hatten erkennbar einen unterhaltsamen Abend, an dem jeder etwas zu lachen hatte.

Text: Robin Tietze (Q2), Fotos: Wolff

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